Fortpflanzung: Aktuelle Tipps für Pferdezüchter
Im Herbst und Winter (kurze Tage, lange Nächte, wenig Licht) befinden sich die meisten Stuten im sogenannten „Winter-Anöstrus: die Eierstöcke sind weniger oder nicht aktiv. Obwohl äußerlich manchmal Rosse-Anzeigen erkennbar sind, kommt es deutlich seltener zu einem Eisprung. Diese saisonalen Veränderungen im Winter entstehen durch verringerte Freisetzung von Melatonin im Gehirn. Melatonin ist ein Hormon das unter Licht-Einfluss im Körper produziert wird und die Sexualhormone aktiviert. Im Frühling, wenn die Tage länger werden und wieder öfter die Sonne scheint, wird die Melatonin-Produktion angeregt und die Stute findet wieder allmählich zu Ihrem physiologischem Sexualzyklus zurück, das heißt ca. alle 3 Wochen wird die Stute „rossig“. Am Ende einer Rosse kommt es zu einem Eisprung: die Stute kann gedeckt oder besamt werden. Dennoch gibt es in der Übergangszeit von Winter-Anöstrus bis normalem 3-Wochen-Zyklus oft unregelmäßige Rossen (Zyklus zu lang oder zu kurz) oder Rossen ohne Eisprung. Viele Stuten zeigen erst Mitte Mai einen mehr oder weniger normalen Zyklus. Dies ist für manche Züchter frustrierend, da somit unter Umständen nur 3 richtige „brauchbare“ Rossen zur Verfügung stehen bist die Zuchtsaison wieder vorbei ist…
So bereiten Sie Ihre Stuten optimal auf die Zuchtsaison vor!
1. Ernährungszustand
Ist die Stute zu fett oder zu dünn beeinflusst dies die Fruchtbarkeit ganz erheblich! Kleine Vitamin-oder Kraftfuttergaben (u.a. Vitamin A, Carotin, gelbe Rüben) am Anfang der Saison beschleunigen Fellwechsel und verbessern bei manch einer Stute deutlich die körperliche Verfassung.
2. Lichtmanagement (Photostimulation)
Sorgen Sie für ausreichend Licht bereits im Winter: zusätzliche Beleuchtung im Stall wird empfohlen zwischen 7 und 10 Uhr vormittags sowie von 16.30 bis 21.30 Uhr abends (2 Neonröhren pro Box).
An sonnigen Tagen Zuchttiere so lange wie möglich auf die Wiese oder das Paddock bringen.
3. Erstuntersuchung und Tupferprobe-Entnahme
Veranlassen Sie bei einer gut erkennbaren Rosse unverzüglich die Voruntersuchung und ggf. die Tupferprobe-Entnahme um keine Zeit zu verlieren.
Falls Ihre Stute trotz optimaler Witterung und Körperkondition im März-April noch keine Rosse zeigt empfiehlt es sich, einen Tierarzt hinzuzuziehen. Dieser kann dann feststellen, ob die Stute überhaupt zuchttauglich ist. Bei Problemstuten kann es sinnvoll sein, die Stute stationär bei einem Tierarzt oder auf einer Zuchtstation unterzubringen.
4. Fohlenstuten
Wenn Ihre Stute im letzen Jahr ein Fohlen bei Fuß hatte sollte dieses rechtzeitig abgesetzt werden. Nur so kann sich Ihre Stute körperlich und seelisch auf die neue Trächtigkeit vorbereiten und es entsteht kein Energiedefizit. Bei Fohlenstuten sind Rosse-Anzeigen oft schwer zu erkennen.
5. 2-3-Jährige Stuten
Überlegen Sie gut ob es Sinn macht, ein so junges Pferd bereits zum Hengst zu bringen, da es sich in diesem Alter noch im Wachstum befindet.
6. Parasiten-Management
Regelmäßige Entwurmung auch von Zuchtstuten ist unerlässlich! Stuten mit schlechtem Fellwechsel oder mit Blähbauch werden selten tragend!
7. Sportpferde
Bei Sport- / Turnierstuten kann es manchmal 2 Jahre und länger dauern, bis diese sich auf die neue „Aufgabe“ als Zuchtpferd eingestellt haben und einen „befriedigenden“ Sexualzyklus zeigen.
8. Sozialkontakt
Täglicher Kontakt zu Artgenossen ist besonders für Zuchttiere außerordentlich wichtig. Die Unterbringung der Stuten in der Nähe eines Hengstes erleichtert das Erkennen der Rossesymptome.